Heute liegen bei mir Freude und auch Traurigkeit sehr nah beeinander. Denn zum Einen freue ich mich unglaublich, euch die neuen Mami-Kolumnen auf Friedas Baby vorzustellen. Zum Anderen rührt das Thema der ersten Mami aber auch zu Tränen. Dennoch habe ich mich bewusst dazu entschieden, die Gedanken und die Geschichte der Fotografin Sophie Kröher als erste Kolumne zu veröffentlichen. Sophie ist eine unglaublich sympathische und tolle Frau (und Fotografin wie erwähnt :)) und ihre Geschichte hat mich sehr bewegt. Sie zeigt, wie zerbrechlich Glück sein kann, wie wertvoll es dabei ist, den Glauben an das Schöne nicht zu verlieren und wie nichtig die kleinen Sorgen des Alltags sind. Ihr Babybauch-Fotoshooting könnt ihr euch ebenfalls anschauen, ihr findet es direkt hier.
Danke von Herzen an dich liebe Sophie, dass du diese persönliche Geschichte mit uns teilst!
Es ist ein lauer Spätsommerabend 2014. Ich sitze am Steuer, die Ampel wird rot, ich halte. Fenster auf, Radio lauter, ein neues Lied wird gespielt. Da – eine Zeile. Sie trifft mein Herz. „Life happens when you’re making plans“. Ja, so ist das. Das Leben passiert einfach. Ganz besonders dann, wenn man Pläne gemacht hat. Die aktuellste Planungsfrage in meiner, in unserer Lebensphase ist doch „Und wann habt ihr Kinder geplant?“. Wir hatten gut geplant. Ich wurde schnell schwanger, zum perfekten Zeitpunkt. So haben wir es allen gesagt. Und auch wie dankbar wir dafür sind.
Die Ampel wird grün, ich fahre an. Ich fahre zum Friedhof, denn dort liegt es begraben, das Kind zum perfekten Zeitpunkt. Mein Magen zieht sich zusammen. Mir ist schlecht. Vor Traurigkeit. Weil es so so weh tut, ihn dort zu besuchen. Vor Angst. Weil da ein kleines Geschwisterchen im Bauch wächst, wir wissen es erst seit wenigen Tagen.
Das war so alles nicht geplant.
Und diese Angst! Ich werde fast verrückt vor Angst. Wie soll ich das bloß durchstehen? Noch so lang! Und dabei ist doch längst nicht sicher, dass ich dieses Kind lebend im Arm halten darf. Wird dieser Tag kommen? Wird es schreien, wenn es geboren wird, laut und deutlich? Und wenn ja, was erzählen wir ihm über seinen großen Bruder?
Die nächsten Monate sind hart. Voll Angst. Das habe ich noch nie erlebt. Ich habe einen Kalender gezeichnet, auf dem können wir die Wochen ankreuzen, die wir schon geschafft haben. Was am besten gegen die Angst hilft, ist Alltag, ist Arbeit. Woche für Woche schleppe ich mich durch. Ich werde zuversichtlich. Mit Rückfällen. Es fällt schwer die Angst abzugeben, manchmal halte ich sie absichtlich fest. Nichts scheint sicher.
Angst bedeutet „Beengung“, sie engt mein Herz ein. Dann strampelt der kleine Bruder kräftig – und schafft es, mein Herz an vielen Stellen frei zu strampeln. Es platzt fast vor Hoffnung.
Es ist ein kühler, sonniger Frühjahrsmorgen 2015. Ich höre den Schrei, laut und deutlich. Heiße Tränen. Und die Angst? Die bleibt. Doch ich kann ihr ins Gesicht schauen, sie beim Namen nennen, auch mal abgeben. Sie ist da, genauso wie die Hoffnung, wie die Freude. Das Herz wird weit und weiter.
Und das Leben? Das passiert einfach. Ganz besonders mit Kindern.
Hast auch du eine Geschichte oder Gedanken, die du teilen möchtest? Ob erste Erfahrungen in der Schwangerschaft als Neu-Mami, Geburtserfahrungen oder das Leben mit mehreren Kindern, so bunt und facettenreich wie das Leben sind auch die Mamikolumnen. Bei Interesse schicke eine Email mit dem Betreff „Mamikolumne“ an kontakt@friedasbaby.de
Foto: Sophie Kröher