Die Serie „Meine erste Schwangerschaft“ ist etwas ganz wunderbares auf mummy & mini, denn die Gedanken, die Frauen bei ihrer ersten Schwangerschaft haben, sind einfach so vielfältig, dass jede Geschichte für sich eine Bereicherung ist. An einer besonders schönen, aber auch emotionalen Story, die schon weit vor der ersten Schwangerschaft losging, dürfen wir heute teilhaben. Ich sage DANKE für diesen persönlichen Einblick und das Mutmachen! Schaut auch gerne mal in unseren KOLUMNEN rein, dort findet ihr weitere berührende Geschichten.
Wir lernten uns in der Schule kennen und sind seitdem wir 16 Jahre alt sind ein Paar. Wir haben uns mit jungen 22 Jahren das Jawort gegeben und fühlten uns bereit eine eigene Familie zu gründen. Doch leider hat die Natur uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn nach drei Jahren Kinderwunsch haben wir schlussendlich erfahren, dass wir zu 99,99% kein Baby auf natürlichem Wege bekommen würden. Eine Welt ist für uns zusammen gebrochen, wir konnten einfach nicht fassen, dass wir zu den 20% gehören, die sich zum Spezialisten begeben müssen, um Mama und Papa zu werden. Wir waren zu dem Zeitpunkt 23 Jahre alt, kerngesund, Nichtraucher, machten regelmäßig Sport, ernährten uns gesund, waren verdammt verliebt ineinander und hatten riesigen Respekt vor dem Weg, den wir gehen mussten, um eventuell jemals ein eigenes Baby im Arm halten zu dürfen. Denn wir wussten, auch der künstliche Weg führt nicht immer zum Baby.
Es war für uns eine komplett neue Situation, die unsere Liebe auch auf die Probe gestellt hat. Ich weiß noch was ich für eine Angst hatte, mir die erste Spritze in den Bauch zu pieken, um so meine Eierstöcke anzuregen mehr Eizellen zu produzieren. Jeden morgen die gleich Prozedur, hinzu kamen haufenweise Pillen, die den Eisprung aufhielten, mein Immunsystem schwächten und meine Gebärmutterschleimhaut aufbauten. Alle drei Tage die Ultraschallkontrolle und jedes mal ein Bangen, ob sich auch genügend Eizelle bilden, ob sie groß genug sind und das Hoffen, dass genau die richtige dabei ist. Wenn es endlich so weit ist, dass man den Eisprung mit einer Spritze auslösen darf, weiß man, dass einem nun die Eizellpunktion bevorsteht.
Die Schmerzen, die man bis dahin hatte werden noch mehr. Denn man hat plötzlich 20 Eizellen, und jeder Eierstock ist faustgroß. Jede Bewegung tut weh aber man weiß ja wofür man das tut, da muss man halt durch. Am Punktionstag kommt man in eine kurze Vollnarkose wo einem die ganzen Eizellen entnommen werden. Im Aufwachraum denkt man nur an eine Sache. Bitte lass alle Eizellen reif sein, damit man sie befruchten lassen kann. Und ab da hat man richtige Schmerzen… Nicht selten kommt es zu einer Überstimulation, d.h. Wasser bildet sich im Bauch, man hat Atemnot und hat gemeinerweise schon einen Dickbauch, weil alles so angeschwollen ist. Ab da fängt die Zeit an, wo man stark sein muss und wo man als Paar eine echte Einheit bildet.
Die große Warterei… Nachdem man die befruchtete Eizelle in seine Gebärmutter eingesetzt bekommen hat muss man viel Geduld haben und das zerreißt einen. Man weiß genau, wie weit die Teilung der Eizelle vorangeschritten ist, wann sie sich einnisten müsste, hört auf jedes Zwicken und Zwacken im Körper und hofft nur, dem großen Glück näher zu kommen. Nach schrecklichen 14 Tagen, wo man nicht mehr auf seinen Körper vertrauen kann kommt der Bluttest, um zu erfahren ob man schwanger ist. Ich weiß noch genau, wie ich immer zitternd den Arzt angerufen habe um das Ergebnis zu erfahren und in was für ein Loch ich gefallen bin als es wieder negativ war.
Irgendwann fühlt man sich nicht mehr als Frau, man genießt nicht mehr das Leben, man wartet nur auf den kommenden Zyklus um endlich wieder zu starten. In der Regel hat man pro Versuch eine Erfolgschance von 33%, doch bei mir sollte und sollte es einfach nicht klappen. Nach einem Jahr, dem 5. Eizelltransfer durfte ich endlich erfahren, dass nun auch ich zu den Glücklichen gehören soll, wo ein Mensch in einem heran wächst. Alle zwei Tage musste ich nun zur Blutkontrolle, um zu schauen, ob das Schwangerschaftshormon (hcg) sich schön verdoppelt. In der achten Schwangerschaftswoche hatten wir nun endlich unseren 1. US Termin und ich war so aufgeregt endlich unser Baby sehen zu dürfen. Wir starrten wie gebannt auf den Bildschirm und sahen eine wunderschöne Fruchthöhle mit einem kleinen Punkt. Doch wie sich herausstellte leider ohne Herzschlag und nicht groß genug. Unsere Welt brach komplett zusammen. Ich weinte nur noch und verstand das alles nicht mehr. Ich fand alles nur noch ungerecht, so viele wurden ungeplant schwanger und mir, die sich nichts mehr wünschte als ein Baby mit meiner großen Liebe zu haben, sollte das vergönnt bleiben? Ich baute eine Mauer auf, nur noch mein Mann kam an mich ran und zudem verstarb auch noch einer unserer engsten Freunde, Thilo.
Zwei Monate nach meiner Fehlgeburt wagten wir den nächsten Versuch, der aber auch wieder negativ war. Um mich und unsere Ehe zu retten, zog ich nach zwei Jahren Kinderwunschzeit einen Schlussstrich. Ich lernte langsam wieder das Leben zu genießen und auf mich zukommen zu lassen. Ich befasste mich mit dem Thema Adoption und vor allem mit meiner Rettung: der Fotografie. Seitdem trennt mich nichts mehr von meiner neuen Leidenschaft, meine Art und Weise abschalten zu können und die Leute zum Strahlen zu bringen.
Ein Jahr nach unserem letzten Versuch flogen wir nach Hawaii um unseren 10. Jahrestag dort zu feiern. Ich war wieder glücklich, ich hatte einen Mann der mich unbeschreiblich liebte, eine tolle Familie und Freunde, meine Kamera und endlich meinen Körper wieder. Und was soll ich sagen, wir brachten unwissend was aus unserem Paradies mit. Unser größtes Wunder schlummert nach einer Traumschwangerschaft an meiner Brust, während ich den Text hier tippe und mehr Glück hatte, als im Lotto zu gewinnen. Denn ich hatte nicht mehr daran geglaubt jemals diese Tritte in meinem Bauch, das erste Schreien nach der Geburt und das erste Anlächeln von meinem Baby erleben zu dürfen. Doch nun bin auch ich, endlich eine Mama und bin so verliebt in das kleine Wesen, welches jeden Tag mehr und mehr von meinem Herzen einnimmt. Er ist unser Hawaiiwunder – unser Quinn Thilo.