Glücklich sein – allein – zu zweit

Wir haben mal wieder eine sehr schöne, sehr ehrliche Kolumne für euch, einer tollen Mami, die ihren Alltag mit Jobs und Sohnemann alleine wuppt. Wir freuen uns immer sehr, wenn andere Mütter uns einen Einblick in ihren Alltag und in ihre Gefühlswelt geben. Das ist eine wunderbare Bereicherung und regt immer wieder auch zum eigenen Nachdenken an. Wo stehe ich? Wo will ich hin? Was tut mir/uns gut? Mit der Fotografin Melanie, die wir über unseren Hochzeitsblog Frieda Therés kennengelernt haben, haben wir eine Mami für die neueste Kolumne gefunden, die genau weiß wovon sie spricht, wenn es um diese Fragen geht. Aber lest selbst und lasst euch von ihr inspirieren!

Weitere Kolumnen findet ihr in unserer Kategorie KOLUMNEN.

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Lange habe ich danach gesucht. Nach dem Glück – was ist Glück – wann ist man eigentlich so richtig glücklich? Sind es die Menschen alle, die ich da sehe, oder tun sie einfach nur so. Ich wollte dem auf dem Grund gehen – und das passierte eigentlich einfach so und auf einmal. Zugegeben, ich habe mir mein Leben anders vorgestellt. Wollte heiraten, 2 Kinder, ein Haus, einen Garten. So, wie das alle vorleben – und wie die Gesellschaft sagt – SO muss das! Aber muss das wirklich? Ich hab dann irgendwann die Ehen wieder bröckeln gesehen und mich gefragt – ist es das non plus ultra? Damals war ich wirklich oft traurig darüber, dass es einfach nicht geklappt hat, so, wie ich mir das vorstellte.

Was ich jetzt habe: ich bin allein mit meinem Sohn. Ich habe einen wunderbaren Jungen, und ich bereue keine Sekunde, dass er da ist. Der Vater dazu wohnt mehrere hundert km entfernt. Ich hab das anders gewollt, wollte eine intakte Familie. Doch wir sind gescheitert, und jetzt sind wir allein – zu zweit. Anstatt einem tollen Haus und einem Kombi leben wir in einer kleinen Dachwohnung ohne Balkon. Ich fahre ein kleines Auto. Aber es reicht, es ist okay so. Ich kann es nicht ändern, was passiert ist. Und dass alles einfach so zerplatz ist – wie eine Seifenblase.

Viel Rückhalt hatte ich nicht so richtig und konnte lange Zeit nicht verstehen, warum man mir ihn in Situationen nicht gab, in denen ich ihn so sehr brauchte. Seitdem habe ich darüber nachgedacht, was mich glücklich macht. Seitdem ich glücklich bin, habe ich so viel mehr Kraft für alles, was ich noch erreichen und tun will in meinem Leben. Bis vor Kurzem hatte ich 3 Jobs. Tolle Jobs. Einen „vernünftigen“ – wie so manch einer sagen würde. Ausbildung – Büro. Da sitze ich, Tag für Tag – mittlerweile aber nur in Teilzeit.. Es erfüllt mich einfach nicht. Ich bin ein Kreativmensch und muss Dinge schaffen. So widmete ich die andere Hälfte des Arbeitstages der Fotografie und der Musik. In beiden Bereichen war ich beruflich unterwegs. 3 JOBS? UND ein Kind? Klar, dass ich da oft nicht viel guten Zuspruch fand. Aber ich kann heute sagen, alles, was mich schwach gemacht hat, weil Dinge von Enttäuschungen geprägt waren, haben mich am Ende so stark gemacht, dass ich weiss, ich schaffe das so. Und JA – auch mit Kind! Ich habe ein hervorragendes Zeitmanagement. Klar, erst funktioniert das vielleicht nicht so. Aber man muss sich trauen, investieren, und probieren. Und viel über Selbstreflexion erkennen und bereit sein, zu ändern, was nicht so klappen mag.

Ich habe irgendwann dann aufgehört zu schauen, was andere machen, und nur auf mich geguckt. Sich mit anderen zu vergleichen ist nicht das, was Dich weiter bringt. Es gab Abende, da hab ich da gesessen und überlegt – hey, was ist Glück für Dich? Ja, andere haben ein Haus, Du nicht – das ist so! Was es ist? Akzeptanz! Zu akzeptieren, dass das für Dich eben nicht so gelaufen ist, wie es vielleicht der Weg aller anderen Menschen ist. Manche schaffen es tatsächlich so. Aber ob sie nun glücklicher sind als Du – das wirst Du an dieser Stelle wahrscheinlich nie erfahren. Egal, was andere sagen, was sie denken, was das Non plus ultra ist…. ist es das denn? Ich bin heute sehr glücklich. Und das kann ich mit Überzeugung sagen. Auch als alleinerziehende Mama. Jeder Tag mit meinem Sohn ist vereinbar mit meiner Arbeit. Und wenn es drei Jobs sind. Ich schöpfe immer wieder Kraft aus den Dingen, die mir und meiner Seele gut tun. Mein Sohn sieht mich zufrieden. Wir sind es beide. Wenn ich fotografieren gehe, nehme ich ihn mit. Er mag das. Wenn ich auf der Bühne stehe und singe, findet er das doof. Und das darf er ruhig. Wenn er mag, kann er dann zu Oma oder zu seinem Kumpel. Da ist doch nichts falsches dran?

Zu akzeptieren, dass das Leben kein Wunschkonzert ist, und dass es schmerzliche Dinge zu erfahren gibt – das macht einen leichter. Das hat mich leichter gemacht. Ich wachse an Dingen, und über mich hinaus. Die Stärke liegt im Inneren. Wenn man mich fragt, wie schaffst Du das eigentlich so – 3 Jobs – allein mit Kind?! Ich antworte darauf, dass ich glücklich bin. Es ist okay, dass mein Leben anders verlaufen ist. Es ist okay, dass ich in einer kleinen Dachwohnung wohne anstatt in einem großen Haus. Und es ist okay, dass das mit dem Vater damals nicht geklappt hat und dass ich immer noch keinen passenden Mann gefunden habe, den ich grad so im Moment in mein Leben lassen mag. Bewusst alleine sein, um zu wissen, dass man es kann, hat mir gezeigt, wie schön es ist. Und das non plus ultra liegt heute für mich nicht mehr in der Norm, sondern im glücklich sein. Und wenn Du das bist, verzeihst, akzeptierst, lächelst und Dich mit Menschen umgibst, die Dich bereichern und alles ausschaltest, was Dich runterzieht, dann geht das mit „glücklichsein“ ganz ganz einfach :)

Mel

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mutter-sohn-fotos

Fotos von Manuela Stangner Fotografie

Kommentieren
  1. Das hast Du toll geschrieben und gibt sicherlich vielen Mamis die auch in Deiner oder einer ähnlichen Position sind einen Motivationskick..
    Aber eine Frage hätt ich.. Du hast bei allem nicht erwähnt, wer hilft Dir, wenn Du in Deinen Terminen bist, wen hast Du auf den Du zurückgreifen kannst? Der Vater deines Kindes, ist er, auch wenn er weit weg wohnt, da für den Kleinen? Oder bist Du nur auf Dich gestellt.. ?

    LG

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